Das ehemalige Wasserschloss Marschlins liegt in der Ebene circa einen Kilometer nordöstlich von Igis in der Gemeinde Landquart im schweizerischen Kanton GraubĂŒnden, etwa 250 Meter von der rechten Talflanke entfernt. Der Name geht auf einen 1225 erstmals erwĂ€hnten Flurnamen Marschanines zurĂŒck, der sich von marcidus (=sumpfiger Boden) herleiten dĂŒrfte.
Am 12. Mai 1324 wird Marschlins als castrum Marzhenins erstmals schriftlich erwĂ€hnt: Der Ritters Jacob von Marmels fand im Dienst der Kirche vor der Burg den Tod. 1336 stritten sich der Bischof Ulrich von Chur und Graf Ulrich von Montfort um den Besitz der Burg und vertrauten sie bis zu einer schiedsgerichtlichen Entscheidung Hug Thumb von Neuburg an. Der Bischof scheint gesiegt zu haben, denn 1337 belehnte er als AnhĂ€nger Ăsterreichs Herzog Albrecht von Ăsterreich mit Marschlins.
1348 bis 1354 sassen die Herren von Stadion aus dem PrĂ€ttigau fĂŒr Habsburg-Ăsterreich auf der Burg, bis Herzog Albrecht sie am 3. Oktober 1354 als Lehen an Graf Friedrich von Toggenburg vergab, um so dessen UnterstĂŒtzung in der Regensburger Fehde gegen ZĂŒrich und die Eidgenossen zu erhalten.
Nach dem Tod des letzten Toggenburgers 1436 kam zunĂ€chst ein Montforter Amman auf Marschlins, spĂ€ter kam die Anlage durch Erbschaft an die Familie Brandis, welche sie 1442 an Heinrich von Sigberg verpfĂ€ndete. Marschlins blieb jedoch als bischöfliches Lehen im Besitz der Herzöge von Ăsterreich. Nach einem Brand 1460 stritten sich die Brandis und die Sigberg ĂŒber die Kosten des Wiederaufbaus. Abgeordnete der Drei BĂŒnde entschieden, dass die Sigberg das Schloss an die Brandis zurĂŒckgeben sollten und dafĂŒr mit 2340 Gulden entschĂ€digt werden sollte. Die Reparaturkosten sollten beiden Parteien teilen.
1462 verkaufte Herzog Sigmund von Ăsterreich Marschlins, die bisher lang wĂŒstlich und öde gestanden an seinen Vogt Ulrich von Brandis und setzte sich damit ĂŒber Oberlehnshoheit des Bischofs hinweg. Ulrich sollte die Burg nach dem besten aufpauwen und sie fĂŒr die Ăsterreicher bereithalten. Weil Johann von Brandis seinen Anteil an den Kriegskosten fĂŒr den Schwabenkrieg nicht bezahlen wollte oder konnte, verpfĂ€ndete er Marschlins um 1509 an Ulrich Goeldin. 1518 wurde Marschlins von der Witwe des Lutz Gugelberg fĂŒr 800 Gulden eingelöst.
Im 17. Jahrhundert kam die Burg nach an die Familie von Salis, die sich bald darauf von Salis-Marschlins nannte. 1717 wurden hier die ersten Kartoffeln und der erste Mais des Kantons GraubĂŒnden angebaut. Ab 1771 war fĂŒr sechs Jahre ein Philanthropin in der Burg untergebracht, das in Schloss Haldenstein von Martin von Planta und Johann Peter Nesemann gegrĂŒndet worden war. SpĂ€ter wurde mit Tabakanbau, MaulbeerbĂ€umen und Seidenspinnen experimentiert. Vom MĂ€rz 1799 bis Ende 1800 waren rund 10â000 Soldaten und 3000 Pferde auf dem Gut untergebracht. 1934 wurde Marschlins von den Erben des Professors L.R. von Salis verkauft und ist in Privatbesitz.
Die aussergewöhnliche Anlage ist eine bischöfliche GrĂŒndung und stammt vermutlich aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Ein VorgĂ€ngerbau ist nicht auszuschliessen.
Die Anlage bildet ein Rechteck von circa 34 auf 39 Metern. Um das GebĂ€ude liegen zwei GrĂ€ben, die auf der Westseite zugeschĂŒttet sind. Die heute trocken liegenden GrĂ€ben waren frĂŒher mit Wasser gefĂŒllt, das vermutlich von Hangquellen im Osten des Schlosses stammte. Eine Herleitung des Wassers von der Landquart ist eher unwahrscheinlich, da ein etwa zwei Kilometer langer Kanal hĂ€tte gebaut werden mĂŒssen. Spuren davon im GelĂ€nde finden sich keine. Der Wassergraben wurde schon im 16. Jahrhundert trockengelegt.
Der Grundriss entspricht dem Typ des savoyischen Mauergevierts mit drei schwĂ€cheren EcktĂŒrmen (Durchmesser 8,7 m) und einem stĂ€rkeren Eckdonjon mit einem Durchmesser von 11 Metern. Die heutige Form der KegeldĂ€cher ist schon fĂŒr das 17. Jahrhundert belegt. Verbindungen zum Haus Savoyen ergeben sich ĂŒber Bischof Ulrich von Kyburg (1237), dessen Bruder mit Margarete von Savoyen verheiratet war.
Der Zugang erfolgt von Westen ĂŒber eine SteinbrĂŒcke, die vermutlich aus dem 17. Jahrhundert stammt. Die GebĂ€ude im Innern der Mauern liegen um einen zentralen Hof mit einer 17 Meter tiefen Zisterne. Spuren der ursprĂŒnglichen mittelalterlichen Bausubstanz finden sich nur noch im Bereich der Fundamente. Aus der GrĂŒndungszeit ausserdem die TĂŒrme und die nördlichen Mauerpartien des Osttraktes.
Nach einem Brand im Jahr 1460 wurde die Burg durch Ulrich von Brandis wieder aufgebaut, vom Aufbau haben sich jedoch keine Spuren erhalten. Nach einer Verwahrlosung um 1600 wurde Marschlins um 1635 durch Marschall Ulysses von Salis zum neuzeitlichen Schloss ausgebaut. Die zerfallenden Innenbauten wurden niedergelegt, der Ost-, West- und Nordtrakt unter Einbezug der alten TĂŒrme neu aufgebaut. Der nach diesen Umbauten frei geblieben Raum lĂ€ngs der sĂŒdlichen Umfassungsmauer wurde 1771 durch einen Riegelbau geschlossen und obere Bauteile des SĂŒdflĂŒgels erneuert. Die heutige Form des Schlosses ist Eugen Probst zu verdanken, dem GrĂŒnder des Schweizerischen Burgenvereins, der die Anlage 1905 umfassend renovierte und umbaute. Bei diesen Umbauten wurde auch der SĂŒdostturm um das vorkragende Obergeschoss erhöht.
Im Inneren finden sich mehrere reich ausgestattete RĂ€ume. ErwĂ€hnenswert sind das âMarschallstĂŒbli oder âSalis-StĂŒbli im zweiten Obergeschoss. Es entstand um 1638 unter Ulysses von Salis mit reich geschnitztem TĂ€fer mit Intarsien aus verschiedenen Hölzern und eingelegter Kassettendecke, einem Turmofen von 1638 aus der Werkstatt Pfau aus Winterthur, einer Kabinettscheibe von 1674 mit Allianzwappen Heinrich Hirzel-Yolanda von Salis.
Die âOffiziersstube von 1638 ist mit eingelegtem VolltĂ€fer aus Arvenholz und einer Kassettendecke mit Salis-Wappen im Mittelfeld ausgestattet sowie einem Steckborner Ofen aus der ersten HĂ€lfte des 18. Jahrhunderts.
Das âGoldene StĂŒbli entstand 1670 im zweiten Obergeschoss des Nordostturmes. Es ist besonders reich ausgestattet; die FĂŒllungen des geschnitzten TĂ€fers sind bemalt, unter anderem mit Schlachtendarstellungen. In den Deckenkassetten sind Darstellungen der Sonne, dreiundvierzig Sternbildern und der vier Winde eingelassen.
Weitere Teile der Innenausstattung stammen aus anderen Regionen: aus Ilanz das TĂ€fer aus der Casa Gronda, aus ZĂŒrich das NussbaumtĂ€fer aus dem StĂŒssisaal im âHaus zum Silberschmied.
In der 1771 eingerichteten Schlosskapelle im Hauptturm hÀngen vier Rundscheiben aus der Mitte des 17. Jahrhundert mit Bildern der Evangelisten. Im Hof steht eine Kanone des Schweizerregiments von Salis, datiert 1676, mit dem Wappen der von Salis.
Otto P. Clavedetscher, Werner Meyer: Das Burgenbuch von GraubĂŒnden.Orell FĂŒssli, ZĂŒrich/SchwĂ€bisch Hall 1984, ISBN 3-280-01319-4.
Fritz Hauswirth: Burgen und Schlösser der Schweiz. Band 8: GraubĂŒnden. Neptun, Kreuzlingen 1972.
Gesellschaft fĂŒr Schweizerische Kunstgeschichte (Hrsg.): KunstfĂŒhrer durch die Schweiz. Band 2: Glarus, GraubĂŒnden, Nidwalden, Obwalden, Schwyz, Tessin, Uri. Bern 2005, ISBN 3-906131-96-3
Quelle: Wikipedia